Fast genau ein Jahr her war die unvergessliche Begehung unserer ersten Etappe des Weinviertler Jakobsweges von Niederleis nach Stockerau. Der Frühling kam, das Wetter zeigte sich schon seit Wochen von seiner schönsten Seite und in den Füßen juckte es, wieder mal einen ordentlichen langen Wanderweg zu beschreiten! Und so wollten wir unsere Reise am Weinviertler Jakobsweg fortsetzen und haben uns dann für die erweiterte letzte Etappe von Hausleiten bei Stockerau nach Krems entschieden. Knackige 47 km ?!
Kaum war die Idee ausgesprochen, warf Andi wieder seinen Routenplaner an und zeichnete in Rekordzeit unsere Etappenkombination der vorletzten und letzten Etappe des Weinviertler Jakobsweges, wenn schon, denn schon! ?
03:30 Tagwache! Kaffee, Anziehen, Rucksäcke füllen, am Vorabend liebevoll zubereitete Jausenbrote einpacken, jeder Handgriff sitzt! So ein langer Marsch braucht seine Zeit, und auch die logistischen Vorbereitungen wollten getroffen werden, um ein Auto am Endpunkt und eines am Startpunkt zu positionieren. Schon beim Entlangfahren an der Strecke immer wieder der Gedanke – das könnte ganz schön lang werden! ?
Um 06:30 gings los bei Nobelweingut P. in Hausleiten. Das Wetter zeigte sich wunderbar freundlich-frühlingshaft und nach einigen Marschkilometern am immer gut beschilderten Jakobsweg entlang kleiner Ortschaften, an lieblichen Weingärten und typischen idyllischen Weinviertler Kellergassen riss die leichte Wolkendecke ganz auf und schenkte uns wunderbare, wärmende Morgensonnenstrahlen. Die abwechslungsreiche Landschaft führte uns an sattgrünen Getreidefeldern, blühenden Kastanienbäumen und bunten Blumenwiesen vorbei – kurzum, ein richtiger Frühlingsgenuss! Der Wege, der bis jetzt immer am Wagram entlangführte, zweigte dann plötzlich in einen kleinen Wald ab und gerne folgten wir dem Weg in ein bisschen Schatten als Schutz vor der schon hoch stehenden Sonne.
Plötzlich fiel mein Blick auf etwas Furchtbares, entsprungen aus meinen ärgsten Horrorvorstellungen – auf Spinnweben seilten sich nacheinander Würmer aus den Baumkronen ab, mitten am Weg hingen ganze „Wurmvorhänge“ vor unseren Augen, und wir schon mittendrin, und die ersten Würmer kringelten sich schon auf Andis Rucksack. Klagende, wimmernde Laute aus meinem Mund ließen meinen tapferen Wurmritter zur Wurmwaffe greifen und schob mit einem Holzstecken die immer zahlreicher aus den Bäumen auf den Weg hängenden Wurmseilschaften. Furchtbar, nur raus aus diesem Wald, einen Abkürzer direkt auf einen wurmfreien Jausenplatz. Jetzt erstmal das wohlverdiente 10-KM-Jausenbrot zur Nervenberuhigung!
Wurmseilschaften
Weiter führte uns der schöne Wanderweg nach Königsbrunn mit seinem wunderschönen, liebevoll angelegten Pfarrgarten und erfrischendem Brunnen und weiter über Feldwege nach Fels am Wagram. Es war fast Mittagszeit, kein Wölkchen am Himmel und die hochstehende Maisonne brannte auf unsere Köpfe – es war nun Zeit für das bereits seit 25 km im Rucksack mitgetragene Bierchen, das uns hoffentlich noch eine halbwegs kühle Erfrischung bescheren würde. Doch weit und breit kein Schattenplatz, erst die Kirchenstiege in Fels am Wagram hatte Mitleid mit 2 ausgedörrten und erhitzten Wandersleuten. Ah wie herrlich kühlte der Gerstensaft unsere trockenen Kehlen und wir waren sehr dankbar, dass trotz Coronazeit sogar der Trinkbrunnen in Betrieb war, um unsere Trinkvorräte wieder etwas aufzufüllen.
In Königsbrunn da kam de Sun! Abkühlung gefällig? Zaungast Nur die Harten kommen in den Garten
Soweit gestärkt und erfrischt ging es weiter durch den bekannten Heurigenorte Feuersbrunn und hier zweigt der Weg wunderschön in die Weingärten nördlich von Schlosspark Grafenegg ab. Nach weiteren heißen Wanderkilometern in den Beinen zeigte sich uns sogar eine buddhistische Erleuchtung in Form der wunderschönen Stupa, keine Fata Morgana in den Weinbergen, sondern ein echtes und edel wirkendes Gebäude.
Die Kehlen waren vom vielen Marschieren in der Sonne schon wieder staubtrocken und die Trinkvorräte neigten sich schon bedrohlich dem Ende zu … ein Blick auf Google Maps verriet uns, in Etsdorf gibt es einen Spar. Fantasierend von kalten isotonischen Getränken nahmen wir gerne einen kleinen Umweg in Kauf, um dann leider vor verschlossenen Türen zu stehen. Samstag 12 Uhr Sperrstunde. Pech gehabt, Motivation sammeln, weiter geht’s.
Hier hilft dir nur mehr Gott Schaurige Wegbegleiter Stein oder nicht Stein? Hoffe Gott drückt ein Auge zu 😉 Platz für Ruhe und Einkehr im Einklang mit der Natur
Weiter führte uns der Weg schon zum Kamp, spendete uns ein kleines bisschen Schatten bei einer lieblichen Wald- und Wasserquerung zwischen Etsdorf und Walkersdorf und danach wieder trockene, heiße Kilometer und motivationherausfordernde Kilometer über Brunn am Felde bis Gedersdorf zu führen. Jetzt wars soweit, Flüssigkeit muss her, sofort! Wortlos erkannte Andi, dass bei KM 38 bei Sofia gerade „Der Mann mit dem Hammer“ zuschlägt und jetzt schnelles Handeln gefragt ist! Eine freundliche Bewohnerin erbarmte sich meines flehenden Blickes und versorgte uns mit 1,5 Liter kellerkalten Mineralwasser, kein Getränk dieser Welt hätte in diesem Moment besser geschmeckt! ? Die Anstrengung ließ mich dann kurz im kleinen Schatten von Obstbäumen auf die Knie gehen, aber die Flüssigkeit ließ wieder ungeahnte Kräfte in mir aufkeimen und so konnten wir unseren Weg schnellen Schrittes fortsetzen. Dass wir daheim dann noch beim Ausräumen der Rücksäcke eine volle Flasche Apfelsaft gespritzt am Rucksackboden gefunden haben, sei nur so am Rande erwähnt ?.
Hier muss Jesus den Fluss gequert haben Jump in the Kamp Schöne Ansichten
Endspurt, wir hatten die lieblichen Weinberge der Wachau vor Krems erreicht. Bei Rohrendorf hieß es nochmals alle Kräfte für den Schlussanstieg zusammennehmen und am höchsten Punkt konnte wir bereits unser Ziel erkennen – Krems! ? Schweren Fußes schritten wir dann bergab, an vielen lieblichen Pausenplätzen und mit wunderbaren Aussichten auf die Donau und die schöne Wachauer Landschaft, bis uns die erlösende Ortstafel KREMS empfing! Fast – geschafft! Das Auto parkte noch 3 KM entfernt im Kremser Zentrum und kurz vor Ladenschluss konnte wir unseren mittlerweile wieder riesigen Durst mit kühlen Getränken aus dem Supermarkt stillen und mein verschwitztes Haarband wurde noch schnell zur Gesichtsmaske zweckentfremdet, bei dem Geruch hat sich auch sicher keine einzige Vire durchgetraut ?
Oida wie weit is denn nooooo??? Jetzt noch die letzten Kräfte sammeln – Endspurt! Das Ziel vor Augen, dürfen wir bald jubeln!
Nach wirklich intensiven 47 KM auf den Beinen, 10:22 Stunden ziemlich pausenlos „on tour“ erreichten wir erschöpft, aber glücklich unser geparktes Auto mit der kühlen Picknickbox, die uns noch gedanklich Auftrieb auf den letzten Kilometern gespendet hatte.
Im wunderschönen Pfarrgarten von Königsbrunn, welchen wir dann auf dem Rückweg als unseren Picknick-Hotspot auserkoren hatten, schmeckten das kühle Bier und die Jausenbrote besser als das feinste Haubenmenü!
Unsere selbstzusammengestellte Kombination aus Jakobsweg Etappen 6 und 7 ist eine wunderbar lohnende Herausforderung in der lieblichen Weinviertler Landschaft für Körper und zwischendurch auch mal für den Geist und hat unsere Lust, weite Wanderwege zu beschreiten, gerade erst entfacht! ?
Hallo meine Kleine! So erfrischend und lustig hast du die 2.Etappe beschrieben! Es ist eine Vergnügen diesen Blog zu lesen. Die Untertitel von den Fotos regen zu lachen an. Mach weiter so, du hast es drauf !!!!!!!! 🙂 Deine Mama
Liebe große Mama! Das freut mich, dass du die Erzählungen gleich gelesen hast! 🙂 Die Autorin und der Textbearbeiter haben sich wieder mal die größte Mühe geben und freuen sich ganz besonders über dein tolles Lob 🙂
Liebe Sofia! Danke für deine wunderbare Geschichte! Du hast das so toll geschrieben, da lebte ich richtig mit!
Lg
Liebe Petra! Vielen lieben Dank für deine lieben Worte zu unseren Erlebnissen auf dem Jakobsweg! Es freut mich sehr, dass dir der Bericht gefallen hat! Da du ja auch gerne wanderst, wäre dies auch sicher für euch eine lohnenswerte Strecke 🙂
Herzallerliebste Sofia!
Deine Schilderungen Eurer Wanderung am Jakobsweg finde ich sehr unterhaltsam und toll. Die sportliche Leistung ist ja sowieso eine Herausragende, auch wenn ich das ein wenig übertrieben finde. 🙂
47 km sind ja schon mit dem Fahrrad eine ansprechende Strecke, zu Fuß allerdings….., naja.
Ich bitte Dich aufrichtig nur um eines: ruinier mir den Andi nicht!!
Habe mir Eure Fotos mal so durchgesehen, vom Anfang Eurer Beziehung bis heute: der Mann ist ja nur noch Haut und Knochen!!!
Ich werde ihn wieder einmal aufpäppeln müssen!
Auf ein (hoffentlich baldiges) Wiedersehen!
Bussi
Ivo
Lieber Herr Dr. Porsche! Vielen lieben Dank für deine herzerfrischenden Wort zum neuen Wanderbeitrag. Ich habe sehr darüber schmunzeln müssen! 🙂 Manchmal im Leben tut man Dinge, die man sich nicht erklären kann, wie z.B. 47 km in der Gegend herumzumarschieren, und es fühlt sich dann trotzdem noch gut an 🙂
Keine Sorge, ich pass schon gut auf Deinen lieben Andi auf, koche ihm täglich nur feinstes Grünzeug, schaue dass der Bua auch mal an die frische Luft kommt und nicht nur vor dem Computer sitzt und auch ordentlich viel trinkt 😉
Sollte er dir aber schon gar zu mager erscheinen, wäre ein gemeinsamer Heurigenbesuch zwecks Aufpäppeln aber wieder angebracht, wir freuen uns! 🙂
Ihr seid mit zweiiiii Autos gefahren?😱
Ja furchtbar!!! Die Greta hat eh schon geschimpft mit uns! Aber dafür spare ich jetzt brav ganz viele Arbeitskilometer im Home Office ein 😉
Hallo ihr unaufhaltbaren Wandersleut!
Wunderschön, eure Tour, und eine echt herausfordernde Strecke die ihr zurückgelegt habt. Aber das Ziel habt ihr nie aus den Augen verloren trotz mehrmaliger Wasserengpässe und Wurmangriffen 😉
Immer schön deine Berichte zu lesen, da will man sofort auch selbst losgehen 🙂
Lieber Bocuse! Vielen lieben Dank für dein tolles Feedback zum neuesten Wanderartikel! Die Wurmangriffe haben mir tatsächlich einen ganz schönen Schrecken eingejagt und auch die Wasserknappheit war nicht ohne! Die Wanderlust ist nun geschürt und Bocuses‘ Wanderschuhe werden sicher bald geschnürt! 😉
Gruß Gott! Ich muss schon sagen, dass Sie viel unterwegs sind. Und das ist ja gut. Bin vlt. nur ein wenig neidisch :-), da mir die Zeit dazu fehlt. Aber hoffentlich bald habe ich auch wieder mehr Freizeit. Wunderschöne Fotos und herrliche Bild- und Wegbeschreibung.
DANKE
Lieber Fred! Alles hat im Leben seine Zeit. Mal ist es die Arbeit, mal ist es die Ausbildung, mal der Freizeitlenz 🙂 Die Coronakrise gewährt uns gerade ein Extraplus an Zeit, welches wir gerne in der freien Natur verbringen! Es freut mich, dass Ihnen der Beitrag wieder gefallen hat und wünsche Ihnen, dass Sie bald mehr Zeit zum Pilgern haben werden! 🙂
Gratuliere, tolle Bilder und lässig kommentiert, eh wie immer 🙂
Vielen lieben Dank für deine Worte! Falls dich die alten Haxen mal nicht mehr die Berge rauftragen, kannst du natürlich dann das Flachland als neue Bewegungsdestination erleben 😉