Wandern in den Schladminger Tauern – der Hochwurzen-Höhenweg

Wer das Glück hat und in der Region Schladming-Dachstein ein paar schöne Tage verbringen darf und Lust auf eine abwechslungsreiche, körperlich und auch mental herausfordernde Bergtour verspürt, dem sei eine Wanderung auf dem Hochwurzen-Höhenweg wärmstens ans Herz gelegt! ?

Diese wunderbare Wanderung mit hochalpinem Charakter führt über ca. 15 Kilometer und nahezu 1100 Höhenmetern von der idyllischen Ursprungalm über die malerischen Giglachseen über einige Gipfel in stetigem Auf- und Ab bis zum Zielpunkt auf der Hochwurzenhütte.

Wir haben als Ausgangspunkt die Ursprungalm gewählt, die man entweder mit dem Auto (über eine mautpflichtige Schotterstraße) oder wie wir mit dem Wanderbus Linie Ursprungalm der Region Schladming-Dachstein von der Bergstation Hochwurzen in ca. 30 Minuten erreicht. Diese liegt auf 1610 Metern Seehöhe am Fuße der Steirischen Kalkspitze in den Schladminger Tauern.

Falls das Frühstück klein ausgefallen ist, kann man sich hier noch vor der langen Tour mit frisch auf der Alm produzierten Spezialitäten etwas stärken. Wir schulterten jedoch gleich unsere Rucksäcke und machten uns auf den gleich knackig ansteigenden Wanderweg Richtung Giglachseen, welche wir nach einer Stunde flotten Marsches schon erreichten. Die rundum liegenden Gipfel wurden immer wieder von Wolken eingehüllt, die jedoch relativ warme Temperatur und Windstille verhießen optimales Wanderwetter. Auch ließen wir die nächste Einkehrmöglichkeit Giglachseenhütte rechts liegen, denn es zog uns zur 15 leichten Wanderminuten entfernten, wunderschön gelegenen Ignaz-Mattis-Hütte, von welcher aus man einen wunderbaren Blick aus der Adlerperspektive auf die schönen Giglachseen hat. Der Weg war Ende Juni gesäumt in wunderbar rosa blühenden Almrausch-Büschen. Da die Ignaz-Mattis-Hütte die letzte Einkehrmöglichkeit für die nächsten fordernden 10 Kilometer ist, gönnten wir uns noch eine herrliche Rast bei frischer Buttermilch, einem Bierchen und 2 ordentlichen Käsebroten-To-Go – sicher ist sicher ?

Frisch gestärkt setzten wir unseren Aufstieg auf steilen Serpentinen auf dem Wanderweg Nr. 773 fort, hinauf auf über 2000 Meter Seehöhe zu den wunderbar hochalpinen Klamm – und Brettersee. Ende Juni waren hier noch einige Schneefelder zu überwinden, welche aber schon sehr weich waren und auch mit den normalen Wanderschuhen im Pinguinstyle gut machbar waren. Wunderbar eisblau leuchtete der mit imposanten Eisschollen gespickte Brettersee in der nun immer öfter herauslugenden Sonne. Ein malerischer Anblick! Die Schneefelder wurden immer größer und der Weg schlängelte sich immer am Hochplateau des Hochfeldes entlang Richtung Süden. Vorbei an fressenden Schafherden, wunderbaren Felsformationen und unter dem Gipfel des Schiedecks (2.339 Meter Seehöhe) vorbei führt uns dieser traumhafte Höhenweg. Das Schiedeck kann auch noch in einem 45 minütigem Auf- und Abstieg erklommen werden, wovon wir jedoch in Anbetracht der noch vor uns liegenden Wegstrecke Abstand nahmen.

Und dann sahen wir plötzlich in der weiteren Entfernung schon unser Ziel vor Augen, die Hochwurzenhütte! Das vermeintliche Ziel, doch davon noch später. Es war aber auch klar zu sehen, dass es bis dorthin noch einige Male bergauf- und wieder bergab gehen sollte, aber mit einem Ziel vor Augen wird der Schritt doch schon mal etwas leichter ? Nach einer entspannten Käsebrotrast ging es gestärkt Richtung Gipfel des Guschen und wenn das Wetter ganz wunderbar gewesen wäre würde man jetzt immer das traumhafte Dachsteinmassiv im Blick vor einem haben, welches sich diesmal aber hinter dicken Wolken versteckte.

Weiter ging der Weg, schwerer wurden die Beine und auch schon recht müde erreichten wir die vermeintlich „letzte“ Senke vor dem Ziel, den Latterfußsattel. Noch 1:45 Stunden bis zur Hochwurzen-Hütte stand am Wegweiser, das schaffen wir locker!? Andi stellt sich schon im Geiste den ersten kühlen Schluck Bier auf der Hochwurzenhütte vor und schlug gleich wieder ein recht ordentliches Tempo im sogenannten „Hüttenschritt“ auf dem nun wieder ansteigenden Steig an, um aber kurz darauf gleich wieder einen Gang zurückzuschalten, denn die Sonne brannte nun schon ordentlich auf unsere Häupter herab!

Am langgezogenen Grasrücken des „belatschten“ Rossfeldes angekommen wähnten wir uns nun schon dem Ziel ganz nahe, doch bei genauerer Betrachtung des weiteren Wegverlaufes gab es noch eine weitere Senke mit anschließendem Wiederaufstieg zu überwinden. Puh, damit hatten wir nicht gerechnet, aber Augen zu und durch, das ewige Auf- und Ab mit dem Ziel schon im Blick ist auch ein gutes mentales Training für das Durchhaltevermögen ?.

Nach dem letzten Aufstieg entlang des Bankerlweges auf den Gipfel der Hochwurzen war es soweit, nach 1100 zurückgelegten Höhenmetern und über 6 Stunden flotter Gehzeit – die Hütte kam in den Blick, aber gleich vom ersten Moment an schien sie uns verdächtig ruhig … leider, diese Hütte war geschlossen! Oh nein!

Die nächste mentale Challenge, wenn einem seit über eine Stunde nur mehr der Gedanke an das baldige kühle Getränk flott weitermarschieren lässt! Und euje, natürlich hatte auch die Gondelbahn geschlossen und auch die Mountaincarts waren coronabedingt an diesem Tag nicht in Betrieb, welches beides uns den Weg ins Tal erleichtern sollten. Nach einer kleinen Fruststärkung mit der Vertilgung der letzten Packung staubtrockener Mannerschnitten im Rucksack in Rekordzeit und einem köstlichen lauwarmen Schluck aus der abgestandenen Getränkeflasche hieß es dann nochmals 7 Fußkilometer abwärts zur Talstation, wo wir nach herrlichen und anstrengenden 22 Kilometern wieder den Ausgangspunkt unserer Wanderung erreichen um von dort aus in die gemütliche Unterkunft zurückzukehren.

Fazit: Eine malerische Tagestour, die über schöne Almen, vorbei an malerischen Bergseen, über Schneefelder im Juni und schimmernden Eisseen führt und mit urigen Berghütten zum Einkehren, idyllischer Natur und traumhaften Ausblicken das Herz erfreut!

Entfernung: Ursprungalm – Hochwurzen 15 Kilometer, mit Abstieg ins Tal 22 km
Gehzeit: ca. 7 Stunden inklusive Abstieg ins Tal
Höhenmeter: 1100
Wegbeschaffenheit: gut markierte Wanderwege, teils felsig und steil, kurze leicht ausgesetzte Passage, auch für Wanderer mit Höhenangst gut zu bewältigen ?
Beste Wanderzeit: Juni – Oktober (Ende Juni 2020 waren noch einige ausgedehnte Schneefelder zu überqueren)