Ganz im Süden der niederösterreichischen Voralpen verstecken sich die zwei stattlichen Berggesellen Göller und Gippel noch etwas vor den Heerscharen der wanderslustigen Menschen aus dem Osten Österreichs. Beide schon oft auf der Durchreise gesehen, aber weder noch viel von ihnen gehört noch begangen, wollten diese Gegend nun näher erkundet werden!
Markant und abweisend ragt die steile Felswand des 1.669 Meter hohen Gippels von Kernhof kommend in den Himmel, während der formschöne, mit 1.766 Metern noch etwas höhere Göller als tragfähige und standhafte Pyramide mit breitem Rücken fast schon ein bisschen dem Tafelberg Konkurrenz machen könnte.
Ein ungleiches Brüderpaar, und trotzdem unmöglich, dem einen vor dem anderen den Vorzug zu geben!
Eines herrlich schönen Septembertages packte uns wieder die Wanderlust nach einer ausgiebigen, landschaftlichen beeindruckenden, und doch technisch nicht allzuschweren Wandertour. Heute sollte der Hohe Göller erklommen und überschritten werden! Ausgehend vom Parkplatz des ehemaligen Bahnhofs in Kernhof (Nahe St. Aegyd am Neuwalde) gings zum Warm-Up zuerst einige Kilometer immer sanft ansteigend entlang des Traisentalradweges bis nach Gscheid. Nach ca. 7 Kilometern geht’s dann richtig los! Bei der Marienkapelle angekommen zweigt links der Steig Richtung Göller ab. Von nun an geht’s nur mehr – ordentlich bergauf!
Herrlich erleuchtet die wärmende Herbstsonne den idyllischen Mischwald, welcher schon jahreszeitbedingte lange Schatten auf den bemoosten Untergrund wirft. Nach circa einer Stunde forschen Bergaufschreitens verlassen wir dieses Märchenwaldidyll und finden uns direkt am Bergkamm wieder, wo man schon den Gipfel und den doch noch recht weit erscheinenden Weg dorthin sehen kann. Ein erster Rundumblick verrät uns, dass wir doch schon einiges an Höhe gewonnen haben. Immer dem Grat entlang steigen wir nun auf felsigem Untergrund und umgeben von dichten Latschen immer höher. Der Weg schlängelt sich erbarmungslos immer weiter gipfelwärts und nach ca. etwas mehr als einer weiteren Stunde stehen wir schon am Gipfel des Hohen Göllers. Der Blick in den Süden zeigt uns wunderbares Panorama von Schneeberg, Hochschwab und an klaren Tagen bis ins Gesäuse und zum Dachstein!
Weit weit ist noch der Weg … Durch viele Latschen musst am Göller hatschen Auf schönen Gipfeln ist man selten alleine Sie hatte mal die Haare schön … Dieser Weg ist wahrlich ein Ziel Das Leben ist ein ständiges Auf- und Ab Auch die kleinen Gipfelsiege muss man feiern
Diese schöne Blume ist im Fels fest verwurzelt Strohige Schönheit am Wegesrand Starke Farben sind heuer im Trend Flowerlines
Jetzt wird’s spektakulär! Da wir auch noch den kleinen Göller „mitnehmen“ möchten, geht es nun immer ostwärts zuerst über eine weitläufige Gipfelwiese und danach immer am felsigen Grat entlang zum zweiten, kleineren Göllergipfel. Hier treiben mir eher die Tiefblicke als die Anstrengung die Schweißperlen auf die Stirn! Jetzt wird’s aber auch wirklich Zeit für eine Einkehr! Der Abstieg Richtung Kernhof führt direkt an der Göllerhütte vorbei, wo Speckbrot, Schweinsbratl und das eisgekühlte Bier munden, wie es nur nach 1000 Höhenmetern im Aufstieg munden kann!
Göllerhütte lockt mit Gemütlichkeit Dieses Lächeln zaubert ihm nur ein Schweinsbraten ins Gesicht! Hoch das Bein, ich will nicht heim! Bergwiesen mit Gipp(f)elblick
Mit anständig Ballast in den gefüllten Bäuchen wird der Abstieg durch den Wald ein Kinderspiel und man erreicht in ca. gemütlichen 1,5 Stunden wieder den Ausgangspunkt am Parkplatz Kernhof.
Göller-Überschreitung 1766
Wegstrecke: 20 Kilometer
Gehzeit: ca. 5:30 Stunden
Höhenmeter: 1150
Höchster Punkt: 1766 Meter
Wegbeschaffenheit: Durchwegs gut markierte Wanderwege, gute Kondition erforderlich, Überschreitung vom Großen zum Kleinen Göller teilweise ausgesetzt, aber gut zu begehen
Beste Wanderzeit: Mai – November
Gippel-Tour über Treibsteig
Wer vom Göller Richtung Osten blickt, wird von seiner steilen Flanke magisch angezogen. Da müsste man hinauf, aber wie besteigt man diesen so abweisend wirkenden Kalksteinriesen?
Es ist der Gippel, welcher mit wunderbarem Bergerlebnis und herrlicher Aussicht lockt! Bester Ausgangspunkt für eine Tour auf den kleineren Bruder vom großen Göller ist der Hof Zögernitz Nähe St. Aegyd am Neuwalde. Schon spät im November an einem wunderbar sonnigen Spätherbsttag schnüren wir die Wanderschuhe und beginnen den immer sehr moderat steilen Aufstieg auf dem Treibsteig zum Gippel-Gipfel! Am Schluss wird man dann über 1000 Höhenmeter überwunden haben, die uns in diesem sanfteren Aufstieg aber gar nicht so fordernd erschienen sind!
Im Spätherbst ist der durchwegs nordseitige Aufstieg leider nicht mehr sonnenverwöhnt, und so steigen wir Meter für Meter durch schönen, aber schon herbstlich spärlich belaubten Mischwald immer höher, bis wir fast schon direkt an der Bergflanke angekommen sind. Jetzt schmiegt sich der Pfad in noch immer nicht allzu steilen Serpentinen direkt an die Bergwand und nach ca. 2 Stunden schweißtreibenden Marschierens genießen wir die ersten Sonnenstrahlen umso mehr, als wir das Gippeltörl durchschreiten. Von der wundersamerweise noch kräftig wärmenden Novembersonne beschienen nehmen wir nochmals den felsigen Pfad zum Gipfel des Gippels auf uns, wo wir ca. eine halbe Stunde später eintreffen.
Im Gippelfieber Man entdeckt allerhand aus dem Fenster eines Hochstand! Treibsteig is a Highlight Nicht mehr weit ists bis zum Gippeltörl Gippeltörl und Sonnenschein, kann das Leben schöner sein?
Geschafft! Der Tief- und Rundblick vom Gippel aus ist sagenhaft! Unverrückbar thront der große Bruder Göller vor uns, während unter uns die Gippelwand fast senkrecht über 1000 Meter in die Tiefe fällt! Beeindruckend und nichts für schwache Nerven! Das coronabedingte mitgebrachte Gipp(f)lbier beruhigt das Gemüt ein bisschen und flößt neuen Mut für weitere Taten ein!
Gippel-Stürmerin! Lass mich auch mal abhängen! Bei diesem Tiefblick schau ich lieber weg! Der Speck muss weg! Dieses Bier gönn ich mir!
Der versuchte Abstieg über den Bergrettungssteig lässt Sofias Nerven aufgrund der Überkletterung einiger ausgesetzter und mit Stahlseilen gesichterten Gratzacken doch zu sehr flattern, sodass wir uns für den Rückweg auf dem „Normalweg“ wieder vom Gipfelkreuz zum Gippeltörl und von dort wieder in die Schattenseite eintauchend retour über den Treibsteig entscheiden.
Richtung Westen ist das Panorama am Besten Am Berg ist blau meine Lieblingsfarbe Ein Klettermaxi wird wohl nicht mehr in diesem Leben aus mir … Stau am Hillary Step des Gippels Ach könnt ich nur eine Gemse sein! Unsere Post bringt allen was!
Wieder zurück am Ausgangspunkt nochmals der Blick zurück auf den mit den letzten Sonnenstrahlen beschienenen Gipfel – ein wunderbarer Wandertag neigt sich dem Ende zu. Der Gippel belohnt den fleißigen Wanderer mit moderat-steilen Anstiegen, herrlichem Gipfelpanorama und traumhaftem Naturerlebnis. Ein rundum perfektes Bergerlebnis!
Göller und Gippel – zwei außergewöhnliche voralpinöse Gipfel mit besonderen Reizen und stattlichen Anstiegen!
Gippel-Tour über Treibsteig
Wegstrecke: 13,5 Kilometer
Gehzeit: ca. 5:00 Stunden
Höhenmeter: 1130
Höchster Punkt: 1669 Meter
Wegbeschaffenheit: Durchwegs gut markierter Wanderweg (Treibsteig) bis zum Gippeltörl, der Weg steigt immer angenehm und nie zu steil an, danach noch ca. 30 Minuten über felsiges, aber einfach zu begehendes Gelände bis zum Gipfelkreuz des Gippels
Beste Wanderzeit: Mai – November (die durchwegs nordseitige Lage beachten, im Frühling kann sich hier noch sehr lange der Schnee halten)
bei den beiden Wandereren passt das Lied „das wandern ist des Müllerers Lust“
wieder ein gut beschriebner Blog! Amüsant beschrieben! Tolle Wegbeschreibung wunderschöne Fotos mit lustigen Untertiteln. Gefällt mir sehr gut. Macht weiter so, liebe Grüsse Mama strst
Vielen lieben Dank liebe Mama, wir hoffen bald ist es wieder soweit, wir scharren schon unruhig in den Startlöchern 😉