Wandern am Weinviertler Jakobsweg Teil 1 (Etappe Niederleis – Stockerau)

Der Weinviertler Jakobsweg – so nah und doch so fern! Schon seit einigen Jahren schlängelt sich der Weinviertel-Ableger des berühmten Jakobsweges fast an unserer Haustüre an den Flanken des Buschberges vorbei. Bis dato schafften wir es jedoch, die gelben Hinweisschilder mit der Jakobsweg-Muschel geflissentlich zu ignorieren. Vor ca. einem Jahr war es dann aber soweit – wir beschlossen, eine Etappe des Weinviertler Jakobsweges zu Fuß zu beschreiten. Es sollte aber nicht irgendeine Etappe sein – es sollte die Verbindungetappe zwischen unserer beiden Wohnsitzen Niederleis und Stockerau sein ?.

Sofort nahm sich Andreas der Planung der Etappe an. Das Ergebnis hatte es dann schon ganz schön in sich – es sollten insgesamt über 40 km werden! Puh, das klingt doch schon ganz schön anstrengend, denn noch nie war ich auf meinen 2 Beinen eine so lange Strecke unterwegs. Das ganze Unterfangen klang anstrengend – aber machbar! Und da wir keinen Plan hatten, wie lange man für so eine Strecke brauchen könnte, packten wir auch zur Sicherheit noch unsere Stirnlampe ein, sollten wir vielleicht doch sogar in die Nachtstunden hinein wandern müssen!

Und so schnürten wir am 01.06.2019 ganz früh am Morgen unsere Wanderschuhe, packten gutes Essen und noch mehr Getränke ins unsere Rucksäcke und machten uns auf den langen Weg Richtung Stockcity. Die Sonne lachte vom blauen Himmel und mit ihm auch das Wandererherz!

Unser Weg führte uns zur südlichen Einfahrt von Niederleis zum nächsten Ort nach Thomasl. Gleich zu Beginn mussten wir von unserer geplanten Route auf die Straße abweichen, da der gewählte Feldweg zum Friedhof von hohem Gras überwuchert war – Zeckenalarm! Zwischendurch setzten wir uns noch als kleines Ziel, von jedem Ortsschild ein Foto aufzunehmen. Also gleich mal den Ausgangspunkt abgelichtet:

Weiters gings gleich wieder raus aus Thomasl über einsame Feldwege in der wunderschönen, goldenen Morgensonne hügelauf- und hügelab bis nach Hipples.

Was für ein tolles Erlebnis, die bekannten Orte einmal aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen und Wege zu beschreiten, die man noch nie begangen hat! Beim Bewältigen eines kleinen Zwischenanstieges bei Hipples und Großrussbach vermeldete das wohlbekannte Schnurren der Sportuhr, dass die 10 km Marke erreicht wurde. Pünktlich hierzu meldete sich auch schon der Magen mit einem leichten Hungergefühl. Na das passte doch perfekt in unseren Verpflegungs-Marschplan, der 3 fette Jausenbrote pro Person vorsah. Alle 10 km ein Brot, das sollte doch bis zum Ende hin reichen? ? Top motiviert verzehrten wir unsere Jause gleich im Anmarsch nach Großrussbach im flotten Wanderschritt. Wir durchquerten das malerisch gelegene Großrussbach noch zu früher Morgenstunde und vor lauter Elan vergaßen wir gleich, das besagte Ortsschildfoto aufzunehmen, was jedoch dann eine liebe Freundin im Nachgang für uns erledigte ?

Der Weg führte uns über weitere ebene Feldwege in die Nachbarortschaft Weinsteig, die wir aber nur kurz anstupsten, um gleich wieder Richtung Westen auszuscheren, um nach ca. 2 km schon den nächsten Ort, Karnabrunn zu erreichen.

Nach der Querung der Bundesstraße B6 ging es durch den Ort gleich schön aufwärts Richtung der wunderschönen Kirche von Karnabrunn, malerisch auf einem schönen Hügel im Wald gelegen. Der steile Aufstieg in der immer höher stehenden Sonne ließ uns die Schweißperlen nur so purzeln und so war das Brummen unserer Uhr bei der 20 km Marke eine willkommene Gelegenheit, eine Pause, diesmal jedoch gemütlich sitzend, einzulegen! ? Das Brot Nummer zwei schmeckte dabei auch ganz vorzüglich!

Dass der weitere Streckenverlauf nun großteils im malerischen, schattigen und kühleren Rohrwald seine Fortsetzung nahm, störe uns auch nicht! Der Weg führte uns durch wunderbare Mischwälder, über malerische Wiesen und romantische Lichtungen. Aber halt – plötzlich war die geplante Route versperrt durch über und über hüfthoch wuchernde Brennnesseln. So war das nicht ganz geplant! Dank Handynavigation konnten wir diese Zeckenfalle aber geschickt umgehen und konnte nach 10 km und einem knackigen Schlussanstieg unser nächstes Zwischenetappenziel erreichen – den Michelberg, auf dem ein wunderschönes Kircherl trohnt!

30 km geschafft! Das letzte Jausenbrot wird in Angriff genommen und die mittlerweile schon sehr trockenen Kehlen lechzen nach kühlenden Getränken – wie gut, dass das Gasthaus am Michelberg geöffnet hat und wir unseren Durst mit einem großen Bier für den kleinen Andreas und mit einem kleinen Bier für die große Sofia stillen konnten. Nach so vielen Kilometern in den Waden schmeckt das kühle Blonde wie ein Gruß direkt aus dem Himmel ?.

Jetzt waren wir ausreichend gestärkt, um noch die letzten 10 km in Angriff zu nehmen! Vom Michelberg führte uns der Pfad nun wieder etwas bergab, um gleich wieder auf den höchsten Punkt der Route anzusteigen, dem Waschberg! Die schon sehr müden Beine trugen uns noch brav auf diesen höchsten Punkt, wo uns noch ein wunderschöner Rundumblick auf die Burg Kreuzenstein, Stockerau und die liebliche Weinviertler Landschaft erwartete.

Von nun an gings bergab! Der letzte Ort Leitzersdorf vor unserem Endziel Stockerau wollte noch durchquert werden.

Jetzt meinte es die Sonne besonders gut mit uns und knallte direkt auf unsere schon gut erhitzten Köpfe. In weiser Voraussicht hatten wir uns aber noch Kapperln in den Rucksack eingepackt, welche uns jetzt gute Dienste leisteten. Jetzt waren es noch 3 km bis Stockerau über nackten, direkt der Sonne ausgesetzten Feldweg – es wartete also noch ein hartes Stück Arbeit auf unsere müden Füße!

Jetzt war Motivation gefragt! Wir dachten nun an den ersten Supermarkt, der auf unserem Weg lag und was wir dort alles konsumieren würden, um uns noch einen kleinen Energieschub für die letzten KM zu verpassen, denn das Endziel war nicht die Ortstafel Stockerau, sondern Andis Eigenheim, wobei wir nochmals fast die ganze Stadt durchqueren mussten. Aber nun lag es schon direkt von uns, das Ortsschild Stockerau und auch der Supermarkt war schon in greifbarer Nähe.

Am liebsten hätten wir gleich das ganze Geschäft ausgeräumt, begnügten uns aber dann doch mit kalten Energy-Getränken und einem Eis. Eine Wohltat, selten hat so ein kühles Getränk so unglaublich gut geschmeckt und wir schütteten die Säfte in unsere ausgedörrten Kehlen, dass es nur so zischte! Die letzten 3 km legten wir dann schon sehr müden Schritten, aber wieder gut bei Kräften zu unserem Endziel zurück.

Geschafft!
40,3 km, 614 Höhenmeter, 8 Stunden 22 Minuten
auf den Beinen, was für ein tolles Gefühl, dies aus eigener Kraft gemeistert zu haben!

Es war eine herausfordernde, aber unvergessliche und malerische Wanderung durch die wunderbar abwechslungsreiche Gegend unserer Heimat. Weinviertler Jakobsweg, wir kommen wieder – und heuer für Teil 2! ?