Beim Studium meiner Wochenend-Lieblingslektüre, des „Freizeit-Kuriers“ an einem regnerischen Samstag-Vormittag im Mai stach er mir sofort ins Auge – der Beethoven-Wanderweg in Baden. Mein erster Gedanke: Den will ich auch gehen! Gesagt – getan. Andi warf sofort wieder die Planungsmaschinerie an und schon war die Route klar. Ein paar Tage später hieß es schon – auf nach Baden! ?
Nachdem wir bei unserer überlangen 47-KM-Jakobswegetappe von Hausleiten nach Krems am Schluss ganz schön auf dem Trockenen gesessen sind, packten wir diesmal besonders viel Flüssiges in die Rucksäcke ein. Das angenehme, heitere Wetter und die großteils bewaldete Routenführung versprachen uns aber, diesmal nicht nahe an der Dehydrierung zu wandeln, aber sicher ist sicher! ?
Wecker 04:30 Uhr, Kaffeekanne für das Auto befüllt, Jausenbrote eingepackt (8 Stück liebevoll und von Meisterhand gefertigte, da sich ein Verpflegungs-Rhythmus von je 1 Brötchen pro Person auf 10 km ? gut bewährt hat, um voller Energie, aber doch nicht beschwert im Magen immer schön weitermarschieren zu können) und los gings nach Baden, wo wir eine knappe Stunde Fahrt später schon vor dem Strandbad Baden einparkten und bereit zum Abmarsch waren. Das Wetter zeigte sich wunderbar wanderbar, heiter-wolkig und angenehm warm, aber nicht zu heiß – perfekt für einen ganzen Tag auf den Beinen! Da lacht das Wandererherz!
Der Weg führte uns zunächst leicht bergan durch den Stadtrand von Baden vorbei an wunderschönen Villen bis zum Ufer der Schwechat, wo wir dem Flusslauf auf kleinen Wegerln durch das wildromantische Helenental folgten. Beschwingt vom wunderbaren Ambiente wanderten wir dort, wo schon Beethoven sich seine Inspirationen für seine musikalischen Werke auf seinen Spaziergängen geholt hat. Kein Wunder, dass in dieser großartigen Umgebung so meisterhafte Kompositionen entstanden sind! Die Vögel sangen ihre schönsten Melodien und die Sonne zauberte durch das dichte Blätterdach wunderbar tanzende Schatten. Der Weg folgt ein paar Kilometer immer dem Fluss durch zauberhaften Auwald, der mit seinen vereinzelten Baumriesen fast an einen Urwald erinnert! Obwohl die ersten 10 km noch nicht geschafft waren, lockte ein wunderschöner Rastplatz am Fluss die ersten Hungergefühle in unsere Mägen und schnell war das Jausenbrot ausgepackt, welches bei dieser traumhaften Umgebung noch viel besser mundete.
Bei der Augustinerhütte angekommen, die an diesem Tag jedoch geschlossen hatte, biegt der beschilderte Beethoven 40 Weg direkt zum Eisernen Tor am Lindkogel scharf links ab, wir folgten aber dem ursprünglichen Beethoven Wanderweg, der uns über immer weiter ansteigenden Schotterwegen durch viel Wald und Serpentinen über den Zoblhof und noch weiter durch wunderschöne Mischwälder, vorbei an malerischen Lichtungen kontinuierlich an Höhe gewinnend bis zum höchsten Punkt der Tour, dem 834 Meter Hohen Lindkogel. Ob des flotten Tempos, das wir bergauf angeschlagen hatten, hörte ich schweißgebadet schon fast die Engel singen, so wird wohl auch Beethoven seine himmlischen Eingebungen empfangen haben!
Komm, wir gehen gemeinsam den Bach runter 🙂 Das Tor bitte geschlossen halten 🙂
Fast 18 km geschafft, und auch einige Höhenmeter schon in den Beinen, gelüstete uns nach einer Erfrischung! Damit wir diesmal ja nicht verdursten müssen, packte ich ein kühles Bier auf den Boden meines Rucksacks und wollte diesen Andi als Überraschung nun „on Top“ präsentieren, der jedoch aber schon zielstrebig auf das Schutzhaus Lindkogel zusteuerte, um uns kühle Getränke zu organisieren. Die Überraschung mit dem Kühlen Blonden war dann nicht ganz gelungen, dafür aber der Durst trotzdem ohne Einkehr gestillt! ?
Ein Jausenbrot später durchschritten wir schon das Eiserne Tor am Lindkogel, und von nun an führte uns der Weg wieder stetig bergab, immer schön durch das wunderbare dichte Blätterdach vor der Mittagssonne geschützt bis zur Ruine Merkenstein, welche imposant verwachsen mitten im Wald trohnt, aber leider aufgrund der Einsturzgefahr nicht mehr betretbar ist.
Nach einigen weiteren erholsamen flachen Kilometern im Wald führt der Weg dann dem Waldrand entlang an idyllischen Weingärten bis nach Gainfarn, einem Ortsteil von Bad Vöslau. Kilometer 28 und es war jetzt aus Sofia‘s Sicht wirklich Zeit für eine ordentliche Pause mit Einkehr, die mitgebrachten, mittlerweile lauwarmen Wässerchen und ISO-Getränke hatten keinen Auftrag mehr in Sofias Kehle! Und dann mitten im Ort, da entdeckt es Andi sofort – eine Ausschank! Herrlich, wir sahen schon den kühlen Gerstensaft in unseren Kehlen zischen, aber die Anstrengung muss uns leider eine Fata Morgana in unser Sichtfeld gezaubert haben, denn bei näherer Betrachtung entpuppte sich die vermeintliche Ausschank als Autobus! ? Sehr erheitert über diese kuriose Tatsache setzten wir unseren Weg fort, um gleich darauf eine schöne Einkehr im Kurcafé Bad Vöslau einzulegen, wo Eiskaffee und Bier umso besser schmeckten! Der verpflichtende „Goschenfetzn“ konnte unserer guten Stimmung keinen Abbruch tun.
Gib ihr die richtigen Schuhe und sie ist nicht aufzuhalten. Der junge Weinstock gibt mehr Trauben, der alte besseren Wein. Betreten auf Eigene Gefahr!
Gestärkt und erfrischt setzten wir nun zum Endspurt für die letzten 12 KM wieder retour Richtung Baden an. Vorbei an schönen Heurigen, die zur Einkehr lockten und edlen Schlösschen führte der Weg nun wieder etwas bergauf durch Wald, vorbei an Weingärten und mit schönen Ausblicken auf das liebliche Badener Umland retour zu unserem Ausgangspunkt. Leider versagte uns der dahinscheidende Handyakku die korrekte Vollendung des Beethoven 40 Wanderweges, da uns dann am Schluss wortwörtlich der „Saft ausging“ und uns die Online-Route nicht mehr zur Verfügung stand. Halb so schlimm, das Ziel Baden lag schon vor unseren Augen und die Beine waren schon auch so schon nach insgesamt 38 km genug erschöpft. Der sicher lohnenswerte Umweg durch den Kurpark und vorbei am Beethoven-Denkmal muss auf die nächste Begehung warten!
Ohne Wein kommst du hier nicht rein! Hauptsache es geht voran! – Die Richtung ist egal. Wo eine Villa ist, ist auch ein Weg 🙂
Glücklich, einen wunderschönen Tag in der lieblichen Natur des Badener Umlandes bei perfektem Wetter auf einem idyllischen, abwechslungsreichen, historisch bedeutsamen und doch durch insgesamt über 1.000 Höhenmetern auch körperlich fordernden Weitwanderweg erlebt zu haben, traten wir die Heimreise an. Beethoven hat sicher erfreut von oben auf die tapferen Wandersleute heruntergelächelt ?
Beethovenwanderweg – ca. 40 km – 8:40 Stunden flotte Gehzeit – 1000 Höhenmeter – alles, war das ambitionierte Wandererherz hüpfen lässt!
Liebe Sofia und lieber Andi! Jedes Wochenende packt euch die Wanderslust! Ich lese sogerne diese herzerfrischenden Blogs Gut beschrieben und mit lustigen Komentaren und Fotos untermalt! Bald werdet ihr unseren Planeten umrundet haben ! Deine Mama ist sehr stolz auf dich – weitermachen !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Liebe Mama! Ich freu mich immer über dein positives Feedback! 🙂 Irgendwann werden wir die 40.000 km Marke knacken und die Erde unrundet haben 😉
Wie immer toll zu lesen. Bin gespannt ob ihr einen Hobby Wanderer auch mal mitnehmt! 😉
Vielen lieben Dank, es freut mich, dass dir der Artikel gefällt! 🙂 Natürlich nehmen die Hobbywanderer auch mal einen Profisportler mit, wir haben noch viele Tourenpläne!
Hallo liebe Wandersleut! Der Beitrag ist sehr gut gelungen. Die Fotos sind immer sehr gut aufgenommen und vermitteln Lesern, die diesen Wanderweg noch nicht kennen einen sehr guten Ersteindruck. Dies ist mir oft als Entscheidungshilfe recht gekommen.
Die Formulierungen im Text sind wie gewohnt fein.
freu mich schon auf das nächste Leseabenteuer *Daumen hoch*
Lieber Fredi, herzlichen Dank für deine lobenden Worte, das freut natürlich die Frau Bloggerin 🙂 Es freut mich sehr, wenn die Lust am Nachwandern nun geweckt ist und ich wünsche viel Spaß dabei! Und keine Sorge, es wird schon am nächsten Blogbeitrag fleißig gearbeitet! 🙂