Südtirol – Dolomiten – Sasso Lungo – einmal ab durch die Mitte der Langkofelgruppe!

Beeindruckend thront das dreizackige Langkofelmassiv hoch über dem schon über 2.200 Meter hohen Sellapass. Endlich einmal die Dolomiten erleben, ein langgehegter Traum wird wahr!

Bei schönstem Wetter ist alleine schon die Auffahrt auf das Sellajoch ein wahrer Genuss! Sanft schrauben sich die Serpentinen Richtung Himmel, vorbei an den imposanten, hoch aufragenden Felswänden des Sellastocks. Und auf der Passhöhe angekommen blickt man ihm dann schon ganz ehrfürchtig entgegen, dem Langkofelmassiv.

Eine Durchquerung bzw. Umrundung dieses Gebirgsmassives ist ein Naturerlebnis, das seinesgleichen sucht. An einem Bilderbuchtag Anfang Oktober, der mit tiefblauem Himmel und wärmenden Herbstsonnenstrahlen lockte, schnüren wir im Rahmen unseres traumhaften Aufenthaltes im Rifugio Salei die Wanderschuhe …

Vom Parkplatz des Passo Sella führt der Weg zuerst sanft ansteigend zum südlichen Wandfuß des Bergmassives. Das zu Beginn knackig angeschlagene Wandertempo musste schon nach kurzer Zeit der doch spürbaren Höhenlage über 2.300 Meter Seehöhe seinen Tribut zollen. Mit hämmerndem Herzen und unter lautem Schnaufen folgten wir den sich immer höher schlängelnden Serpentinen hinauf zur Langkofelscharte. Immer näher rücken die imposanten Felswände den Wanderern links und rechts auf den Pelz, während an diesem Traumtag hoch über uns Paragleiter lautlos ihre Bahnen ziehen. Nach einer Stunde erreicht man den höchsten Punkt der Wanderung, die Toni-Demetz-Hütte auf 2.681 Metern. Wie fein jetzt eine Erfrischung wäre! Leider ist saisonbedingt die Schutzhütte bereits geschlossen, wie leider alle weiterfolgenden Einkehrmöglichkeiten auf der Runde. 🙁

Die Möglichkeit zur Abkühlung folgt jedoch umgehend gleich beim nordseitigen Abstieg zur Langkofelhütte. Da heißt es höllisch aufpassen, damit man auf den vereisten Steinen und Stufen keine unfreiwilligen Abgang einlegt. Die Weg ist nicht sonderlich ausgesetzt, trotzdem möchte man hier keine Rutschpartie riskieren. Und trotzdem fällt es schwer, die Blicke am Boden zu belassen, bewegt man sich hier jedoch in einer unglaublich imposanten Felsarena mitten durch das Herz des Langkofelmasssives, umgeben von 3000 Meter hohen Bergen!

Nach einer Stunde vorsichtigen Schrittes können wir dann bei der Langkofelhütte wieder „festen“ Boden unter unseren Füßen spüren. Hier heißt es jedenfalls ein kurzes Päuschen einlegen, auch wenn uns die Hüttenkulinarik leider im Stich gelassen hat – „purtroppo chiuso“! Man fühlt sich ganz winzig klein, wenn man mitten aus der Langkofelscharte den Blick über die umliegenden Steinriesen schweifen lässt.

Die Schlüsselstelle liegt nun hinter uns – von nun an gibt’s nur mehr Genusswandern! Der weitere Abstieg bis zum Weg Nummer 526 ist so gut und einfach zu begehen, dass man sich erlauben kann, den Blick in der wunderbaren Landschaft Südtirols verweilen zu lassen.

Bei der Wegkreuzung wendet man sich nach rechts und umrundet die Langkofelgruppe im Uhrzeigersinn ganz nah am Felsmassiv. Wunderschön schlängelt sich der Schotterpfad durch felsdurchsetzte Landschaften immer näher an die Steilwände heran, bis die hoch und steil aufragenden, dunkel gefärbten Wände der Nordostseite des Langkofels zum Greifen nah kommen. Was für ein Anblick!

Ohne viele Höhenmeter überwinden zu müssen erreicht man nach ca. einer weiteren Stunde Gehzeit ab der besagten Wegkreuzung die Emilo Comici Hütte, nicht ohne vorher jedoch an einem schönen Aussichtspunkt Rast mit tollem Blick auf die Schlern und Seiseralm abzuhalten.

Der von goldenem Licht beschienene, beeindruckenden Sellastock und die in der Oktobersonne eisig glänzenden Gletscher der berühmten Marmolata im Südosten immer vor unseren Augen marschieren wir schon etwas müden, aber doch beschwingten Schrittes zurück zum Ausgangspunkt auf dem Sellajoch.

Ein wunderbarer Wandertage geht zu Ende. Wann hat man schon mal die Möglichkeit, ein komplettes Bergmassiv zu durchschreiten und danach noch zu umrunden?

Die Dolomiten – ein unglaubliches Panorama, das seinesgleichen sucht!

Wegstrecke: 14 Kilometer
Gehzeit: ca. 5:30 Stunden
Höhenmeter: 900
Wegbeschaffenheit: Durchwegs gut markierte Wanderwege, Aufstieg über die Forcella Sasso Lungo teilweise steil, der nordseitige und schattige Abstieg von der Toni-Demetz-Hütte zur Langkofelhütte kann je nach Witterung vereist sein, ist mit etwas Achtsamkeit aber für jedermann gut zu bewältigen.
Beste Wanderzeit: Juni bis Oktober (durch die Höhenlage von durchwegs über 2.000 Meter kann sich der Schnee lange halten oder schon zeitig im Herbst fallen).