Eine Ode an unseren Hausberg – den Buschberg!

Schon von Weitem fragt sich so mancher von Süd nach Nord reisende Weinviertel-Besucher, was diese zwei weißen Golfbälle am Horizont auf den beiden sich doch eher sanft erhebenden Hügerln wohl sein mögen? Und gut, dass diese beiden landschaftlichen Monumente so markant ins Auge stechen, handelt es sich doch hierbei um die höchste Erhebung im Weinviertel mit seinen sagenhaften 491 m Seehöhe, den Buschberg, garniert mit den beiden weithin sichtbaren Flugradaranlagen der zivilen Luftfahrt und des Militärs. Der Name Buschberg stammt auch nicht von den zahlreich in der lieblichen Landschaft der den Buschberg umgebenden Leiser Berge wachsenden Buschen oder Gebüsche, sondern etwas lieblos vom althochdeutschen Begriff „pusk“ (Beule), der auf die Form des Berges hinweisen soll. Na SO hässlich ist unser lieber Buschberg auch wieder nicht, dass man ihn als einfältige, die Landschaft verschandelnde Beule bezeichnen könnte! Dann bleiben wir lieber inoffiziell bei der Version mit dem vielen Büschen ?.

Da ich sozusagen an den „Flanken“ des Buschberges aufgewachsen bin, gehört dieser schon quasi immer zur mir bekannten Landschaft dazu und ich habe dessen Anwesenheit einfach ohne viel nachzudenken hingenommen. Als es mich dann jedoch nach Niederleis verschlug und ich ganz am Fuße des Buschberges Auge in Auge mit der weißen Kugel sesshaft geworden bin, übt seitdem dieses Bergerl eine doch nicht zu unterschätzende Anziehungskraft auf mich aus. Egal ob der Blick aus dem Fenster schweift, bei Gartenarbeiten, beim Spaziergang; immer wieder nimmt mein Blick die Buschbergkugel ins Visier, und nicht selten habe ich mich dabei gefragt, wie es grad da oben wohl sein mag? Ist heute der Schneeberg wieder zu sehen? Oder vielleicht sogar der Ötscher? Pfeift der Weinviertler Wind dort oben noch viel wilder als im Tale? Ist es im Winter da oben vielleicht sogar sonnig, während unten eine dicke Nebelsuppe alles verschluckt? Wie mag der schöne Sonnenuntergang grad von da oben aussehen?

Eine Flanke… 🙂

Und es hat doch den Reiz des Besonderen, wenn so einen Aussichtsgipfel, und sei der noch so bescheiden im Vergleich zu seinen großen südlichen Alpenbrüdern direkt vor der Haustüre aufragt. Was ihm an Höhe fehlt, macht er doch mit seiner alleinhin weitstehenden Platzierung wieder wett. Da reicht der Blick im Norden von Tschechien, im Osten ins Marchfeld bis in die Slowakei, im Süden erkennt man an klaren Tagen Schneeberg und Rax, im Südwesten manchmal sogar die markante Pyramide der Seitenansicht des Ötschers und im Westen sieht man bis in die Hochebenen des Waldviertels. Kurzum, klein aber oho!!! Und das vor der Haustüre! Wie gut das doch manchmal tut, seinen Blick und seinen Kopf zu lüften und von daheim bis zum Gipfelkreuz in 45 Minuten flotten Schrittes Direttissima zu marschieren. Und von dort oben schauen große Themen und Gedanken manchmal wieder ganz klein aus, wenn man die Perspektive wechseln konnte. Und meistens ein Ort der Ruhe und Erholung, denn der Buschberg wird nun sehr selten von Menschenmassen gestürmt und liegt weiters mitten im Naturpark der Leiser Berge. Ein richtiger Wellnessplatz im Weinviertel!

Nach einem flotten Aufstieg tut dann oft eine Stärkung auf der urigen Buschberghütte, der niedrigstgelegenen Alpenvereinshütte Österreichs mehr als gut! Im Winter kann man drinnen gemütlich Platz nehmen und die manchmal auch im Weinviertel verschneite Winterlandschaft auf sich wirken lassen, während man im Sommer gerne draußen lauschige Stunden auf den von Bäumen beschatteten Sitzgelegenheiten verbringt. Unsere Buschbergwirte sorgen für das Wohle der Gäste mit bodenständigen Gerichten und ein wirklich feines gmschackiges Gulasch erfreut doch im Winter wie im Sommer Gaumen und Magen.

Über den Dingen - Buschberg, Gipfelkreuz, Kreuz, Leiser Berge, Naturpark, Weinviertel, Winter - (Buschbergsiedlung, Au, Niederösterreich, Österreich)

Mehrere Wege führen dann von der Buschberghütte wieder die ca. 200 Höhenmetern ins Tal, eine sehr schöne Tour führt dann am „Berggrat“ der Leiser Berge entlang über die Skulpturenwiese nach Oberleis, einem weiteren schönen Aussichtsberg in Buschberg’s Nachbarschaft und danach wieder retour zum Ausgangspunkt nach Niederleis. Auch die Gestalter des Weinviertler Jakobsweges haben es sich nicht nehmen lassen, den Buschberg als Highlight in die Route zu integrieren. Entlang dieses Pilgerweges kann dann durch die idyllischen Trockenrasen- und Heidelandschaft der Leiser Berge mit immer wieder traumhaften Ausblicken entweder südwärts Richtung Ernstbrunn oder ostwärts durch malerischen Mischwald einige Kilometer bis Grafensulz oder sogar nach Asparn an der Zaya wandern. Man sieht, der Buschberg bietet für Spazier- und Wanderfreunde viele Möglichkeiten und der Menschenansturm hält sich meistens in Grenzen. Am Mount Everest staut es sich bedeutend öfter! ?

Kaum zu glauben, aber ein paar reizvolle Serpentinen haben den Buschberg auch zu einem beliebten Radfahrer- und Bikerparadies geadelt! Kaum lacht die Sonne an den ersten Frühlingstagen vom Himmel, glühen schon die ersten käseweißen Rennradlerwaden auf knirschendem Rollsplit im Anblick der knackigen 250 Höhenmeter, die auf beiden Seiten bei der Auffahrt auf den Buschberg zu überwinden sind. Und mit ein paar Mal rauf- und wieder runterfahren kann man auch seine Höhenmeter sammeln, und schöne Landschaften werden ja auch bei der dritten oder vierten Auffahrt nicht fad.

Sobald die Buschbergstraße wieder besenrein vom Split befreit ist, hört man schon von der Weite das Brüllen der Bikermotoren! Die ersten Kurvenlagen des Jahres werden wohl schon des Öfteren von den Bikern aus Nah und Näher in den Haarnadeln des Buschberges geübt worden sein. Auch wenn man sich vielleicht in der einen oder anderen Kurve in die Quere geraten ist, Radler, Biker und Wanderer lassen gerne noch ihre Aktivitäten wieder friedlich bei einem kühlen Getränk auf der schönen Buschberghütte ausklingen und den Blick über die liebliche Weinviertler Landschaft schweifen. Das einzige, was neben der im Flachland obligatorischen Nebelsuppe den schönen Aus- und Anblick etwas trüben könnte, sind die immer zahlreicher werdenden Windparkanlagen mit ihren unschönen Taubenhäckslern, Tierfreunde mögen mir diesen ironischen Ausdruck verzeihen!

So ein Hausberg, und sei er auch doch etwas niedrig geraten und von unsere westlichen Landeskollegen möglicherweise belächelt, hat schon was ? Und wenn der Weinviertler Wind in Zukunft weiterhin so gnadenlos bläst und stürmt, wird die natürliche Erosion unseren Buschberg möglicherweise sowieso irgendwann einmal abtragen und das wars dann wohl mit der schönsten Aussicht im Weinviertel. Wahrscheinlich wird dieses Drama aber unsere Generation aber nicht mehr erleben müssen ? Also genießen wir, was wir an ihm haben, unseren kleinen-großen Beulenberg. Buschberg, schön dass es dich gibt!