Das Gute liegt so Nah – Wandern im Naturparadies Nationalpark Thayatal

Hardegg, Thayatal, Nationalpark … das hat man doch alles irgendwann schon mal gehört, aber es war mir gar nicht bewusst, dass dieses wunderbare Naturjuwel gleich ganz in der Nähe zu finden ist, nur ca. eine Fahrstunde oder 50 km von unserem Zuhause entfernt. Und so packte uns eines schönen Tages Ende Mai wieder die Wanderlust und wir machten uns auf den vergleichsweise kurzen Weg in den wunderschönen Nationalpark Thayatal, welcher ganz im Norden Niederösterreichs direkt an der tschechischen Grenze zu finden ist.

Alleine schon die malerische Anfahrt durch das liebliche Retzerland mit seinen sanften Weinhügeln und danach der Übergang in die etwas rauere Landschaft des Waldviertels, welche dann abrupt in der stark abschüssigen Anfahrt auf die imposant thronende Ruine Hardegg endet, ist ein Erlebnis für sich. Man wähnt sich plötzlich in einer anderen Welt, wenn der Blick auf die tief unter Hardegg ruhig dahinfließende Thaya, umgeben von sattgrünen Wäldern und Hügeln fällt. Was für eine Paradies!

Und damit neben dem landschaftlichen Eindrücken auch der sportliche Effekt nicht zu kurz kam, hatte Andi wieder eine knackige 25 km Tour mit über 1000 Höhenmetern im Anstieg zusammengestellt. Da sich das Wetter auch noch von seiner angenehmsten Seite bei frühsommerlichen Temperaturen zeigte, stand nun einem wunderbaren Wandertag nichts mehr im Wege!

Ausgangspunkt unserer Tour war der Parkplatz direkt an der schönen Thayabrücke, welche den Spaziergänger in ein paar Schritten schon auf die tschechische Seite des Nationalparks bringt, da die Staatsgrenze direkt in der Flussmitte verläuft. Unser erstes Ziel sollte der Reginafelsen und das Max-Plateau hoch über Hardegg sein, welche uns wunderschöne Aussichten auf die kleinste Stadt Österreichs und sein traumhaftes Umland bescherten sollte. Vorbei an der Ruine Hardegg schlängelt sich der Weg gleich ordentlich ansteigend durch dichten grünen Mischwald, wo wir knapp eine Viertelstunde später den Reginafelsen, den ersten Aussichtspunkt der Tour erreichten. Mit erschaudern lasen wir die Sage der schönen Regina, die Namensgeberin des Felsens ist, doch die wunderbaren Ausblicke auf die Ruine Hardegg lenkten uns wieder ab von den mittelalterlichen Greueltaten, denen diese Dame zum Opfer gefallen ist. Weiter gings bergan bis auf das Max-Plateau, wo uns das malerische Thayatal zu Füßen lag. Nach einer weiteren Runde im Wald, vorbei am Thaya-Nock und wieder retour über den Aussichtspunkt erreichten wir wieder Hardegg. Direkt an der Thaya bot sich auf einer idyllischen Wiese ein perfektes Jausenplätzchen für unsere heißgeliebten Frühstücksbrote ?

Wieder retour bei der Thayabrücke ging es zum kurzen und ersten Auslandsaufenthalt seit Ende des COVID-Lockdowns auf die tschechische Seite des Nationalparks. Von hier aus erreicht man in 15 Minuten den weiteren wunderschönen Aussichtspunkt Hardeggská vyhlídka, um Hardegg von der tschechischen Seite aus zu bestaunen. Kurz bevor wir wieder über die Brücke retour nach Österreich gingen, sprangen noch 2 dunkle Katzen über den Weg und wieder ins Gebüsch. Ob es sich dabei jedoch um die im Nationalpark heimischen Wildkatzen oder um streunende tschechische Hausstubentiger handelte konnten wir auf diese Entfernung natürlich nicht im Detail erkennen ?. Nach der Sichtung eines majestätisch dahingleitenden Kormorans war unser Naturerlebnis schon nahezu perfekt!

Entlang des Wanderweges 1 – Thayatalweg, der direkt bei der Thayabrücke beginnt, erkundeten wir nun das Herz des Nationalpark. Nach ein paar Metern auf diesem Wanderweg wähnt man sich sofort in einer anderen Welt … immer am Fluss entlang, durch dichte, dunkelgrüne Auwälder, bemooste Baumstämme, großen Wackelsteinen und begleitet von einem einmaligen Vogelkonzert führt dieser malerische Weg tief in den Nationalpark hinein. Nach kurzer Zeit steigt der Weg zu mehreren Aussichtspunkten an, welche wunderschöne Ausblicke auf Hardegg ermöglichen. Wieder absteigend führt der Weg weiter zur Einsiedler-Wiese, einer riesigen, idyllischen Naturwiese am Thayaufer mit abertausenden Frühlingsblumen und wo sich angeblich auch immer wieder Wildkatzen herumtreiben. Den wilden Pelztieren war es dann aber möglicherweise doch schon etwas zu warm ?.

Unsere Wanderung führte weiter am Thayatalweg nun wieder fast ausschließlich am Fluss entlang, die Landschaft wurde noch ursprünglicher, wilder und dunkelgrüner und feuchter, Moose und Farne säumten den Weg, ja fast hatte man den Eindruck, ein Dinosaurier würde gleich um die Ecke kommen! ? Nach ca. 2 Kilometern kann man sich entscheiden, ob man den „Abschneider“ Überstieg über den Umlaufberg nehmen möchte oder ob man die ganze absolut wunderschöne Umlaufschleife auf der Wiese entlanggehen möchte, was einen absolut lohnenswerten Umweg von ca. 3 Kilometern bedeutet. Auch wenn man den längeren Weg auf sich nimmt sollte man aber trotzdem unbedingt den kurzen Anstieg zum Überstieg auf sich nehmen, da man nur von dort die grandiose Umlaufschlinge bestaunen kann. Hier oben wähnt man sich eher im Amazonasgebiet als im Waldviertel!

Nach diesem weiteren grandiosen Ausblick ging es wieder über Wald und Wiese weiter Richtung Merkersdorf und der Feste Kaja, welche wir aber links liegen gelassen haben und gleich weiter entlang des Kajabaches und des Kajaweges in den Ort gelangten. Vorher hieß es jedoch am wildromantischen Kajabach, die Augen offenzuhalten, ist hier doch ab und zu der sehr seltene Edelkrebs zu sichten. Die Krebschen kamen uns leider nicht vor die Linsen, dafür aber die wunderbaren Smaragdeidechsen, welche sich zahlreich vor unseren Kameraobjektiven in Pose warfen! Welch sagenhafter Anblick!

Erfüllt von so vielen Naturerlebnissen vergingen die letzten 5 Kilometer retour von Merkersdorf nach Hardegg wie im Fluge! Entlang des Thayatal-Radweges umsäumt von wunderschönen Wiesenblumen ging es retour bis zum Nationalrparkzentrum, wo wir noch einen kleinen Abstecher auf dem Wanderweg Nr. 6, dem Hennerweg einlegten, von welchem man nochmals einen lohnenswerten Blick auf Hardegg und die Ruine werfen kann.

Zum Parkplatz bei der Thayatalbrücke ist es nun nicht mehr weit und nach so vielen Kilometern und doch einigen Höhenmetern in den Beinen war nun die anschließende Jause wohlverdient. Zur Einkehr bietet sich jedenfalls gleich das Gasthaus Thayabrücke an, wo wir unseren ersten Durst gleich mit einem kühlen Blonden löschen konnten. Ganz wunderbar haben wir unseren Besuch im Nationalpark aber noch im ganz in der Nähe befindlichen Windmühlenheurigen Bergmann in Retz abgerundet, wo man nicht nur ausgezeichnet und auf Wunsch sogar gesund schmausen kann, sondern auch noch eine grandiose Aussicht auf das Retzerland genießen konnte.

Müde, aber erfüllt von einem rundum gelungenen Ausflug in den schönen Nationalpark Thayatal mit vielen Momenten fürs Auge, Herz und Wanderbeinen ging es wieder retour ins schöne Nachbarheimatviertel, das Weinviertel ?